Band 17, Heft 3-4, Seite 226-239
Zusammenfassung
Den hier mitgeteilten Erfahrungen liegen reichlich vier Jahrzehnte Arbeit mit „Waldfledermäusen“ und 37-jährige Arbeiten mit Fledermauskästen im Altkreis Prenzlau, Nordostbrandenburg, zugrunde. Die ermittelten Ergebnisse widerlegen in den wesentlichen Punkten die Kritik am Fledermauskasteneinsatz und ermöglichen folgende Aussagen:
• Mittels Fledermauskästen lassen sich über 80% der einheimischen Fledermausarten nachweisen. Die Kästen sind folglich ein gutes Hilfsmittel der Fledermausfaunistik.
• Fledermauskästen ermöglichen es, wichtige Parameter der Reproduktionsbiologie baumhöhlenbewohnender und damit schwer zugänglicher Arten zu ermitteln.
• Der Einsatz von Fledermauskästen ist standardisierbar.
• Geeignete Kästen, langfristig eingesetzt und systematisch betreut, ermöglichen für bestimmte Arten wesentlich genauere Aussagen zu Koloniegrößenund zur Bestandsentwicklung als empfohlene Methoden.
• Fledermäuse unterscheiden nicht zwischen natürlichen und künstlichen Quartieren, sondern nur zwischen geeigneten und ungeeigneten.
• Fledermauskästen sind für mehrere Arten sehr gut dazu geeignet, den Mangel an natürlichen Quartieren auszugleichen und damit eine wirksame Artenschutzmaßnahme.
• Fledermauskästen aus geeignetem Material, mit Sachverstand und Sorgfalt hergestellt und angebracht, haben bei angemessener Betreuung eine Nutzungsdauer von mindestens 30 Jahren und übertreffen damit die durchschnittliche Nutzungsdauer von Baumhöhlen beträchtlich.
Gleichwohl kann nicht allen „Waldfledermausarten“ wirksam durch Kästen geholfen werden, und Alt- und Totholz sind für eine Vielzahl von hoch gefährdeten Organismengruppen unverzichtbar. Im Sinne eines umfassenden Waldnaturschutzes muss dringend der Erhalt von „Biotopbäumen“ und die Nutzungsauflassung angemessen großer Waldparzellen innerhalb der Wirtschaftswälder erreicht und nicht nur konzipiert werden! Stehen die hierfür erforderlichen finanziellen Mittel nicht kurzfristig zur Verfügung, werden vielerorts noch vorhandene, öko-logisch äußerst wertvolle Altholzreste in wenigen Jahren verschwunden sein. Allein aus Sicht des Fledermausschutzes kann nur empfohlen werden, den Erhalt von Quartierbäumen wo immer möglich zu fördern, diese im Idealfall gemeinsam durch Fledermausschützer und Forstleute auszuwählen, aber zumindest dort, wo eine langfristige Betreuung möglich ist, geeignete Fledermauskästen als zusätzliche Schutzmaßnahme einzusetzen.
Abstract
Working with bat boxes – are they a reasonable tool?
The here presented experiences are based upon more than four decades of work with “forest bats” and on 37 years of work with bat boxes in the district of Prenzlau, northeast Brandenburg. The results disprove the major criticism on the use of bat boxes and allow the following statements.
• More than 80 % of the local bat species use bat boxes. These boxes are therefore a useful device forfaunistic inventories.
• Bat boxes enable to gain data on the reproductive biology of tree-dwelling bats which are otherwise difficult to obtain.
• The use of bat boxes can be standardized.
• The use of suitable bat boxes, which are used on a long-term scale and are systematically looked after, result in more precise information on colony size and population growth than other recommended methods.
• Bat do not discriminate between natural or artificial roosts, but only between suitable and not suitable ones.
• Bat boxes are well appropriate to compensate for the lack of natural roosts for several bat species and are therefore a valuable measure for species protection.
• Bat boxes made of appropriate materials, accurately manufactured and installed, usually have a life-time of about 30 years when appropriately looked after and thus exceed by far the average life of tree holes.
Nevertheless, not all “forest” bat species can be sustained by bat boxes since the presence of old and decaying trees are essential for a number of highly endangered organism. In order to favour the general protection of forest ecosystems, the protection of “biotope trees” and the discontinuation of use of large forest areas within working forests must be realized and not only planned! If the necessary financial findings are not available within a short period, the remaining matured stands, being ecologically very important, will be lost within a few years. From the point of view of bat protection, it is recommended to promote the protection of roost trees wherever possible, to choose them together with bat workers and foresters and to use suitable bat boxes as an additional protection measure when long-term supervision is possible.
Keywords
Bat boxes, manufacturing, installation, supervision, natural tree holes, lifetime of bat boxes, monitoring, reproductive biology, making visible.
Fledermauskästen. Herstellung, Anbringung, Betreuung. Naturhöhlen. Lebensdauer der Kästen. Monitoring. Reproduktionsbiologie. „Sichtbarmachen“ der Fledermäuse. Ansiedlung. Verdrängung. Störung durch Kontrollen. Nyctalus noctula. Fledermausschutz. Kritik am Kasteneinsatz.
